Scheeßel - Von Lars Warnecke. Sie selbst gehe einem „stinknormalen“ Beruf nach, sagt Erzieherin Sabine Schröder über ihre Arbeit bei der Jugendhilfe Wümmetal.

Was aber die 49-Jährige in ihrem Ehrenamt als Feuerwehrfrau erreicht hat, das ist dann doch alles andere als stinknormal.

Vom einfachen Mitglied in der Scheßeler Ortswehr zur allerersten Atemschutzausbilderin im Landkreis überhaupt bis hin zur Kreisfrauensprecherin, die sie schon seit vielen Jahren ist. Und Schröder kann noch „höher“. Seit einigen Wochen vertritt die Scheeßelerin das weibliche Geschlecht auch auf Landesebene – als Frauenbeauftragte im niedersächsischen Feuerwehrverband. Den 26. Mai, ein Samstag, wird die sympathische Endvierzigerin wohl bis zu ihrem Lebensende nicht vergessen. Es ist der Tag, an dem Sabine Schröder in ihr neues Amt eingeführt wurde, auf der Landesdelegiertentagung in Hannover. Drei Wochen später sitzt die zweifache Familienmutter nach Feierabend in Scheeßel im Feuerwehrhaus, um sich den Fragen des Pressemannes zu stellen.

Ob sie sich habe jemals erträumen lassen, einmal derart hoch die Karriereleiter emporzuklettern, will dieser wissen. Schröder lacht. Vor 36 Jahren, sagt sie, wäre das sicher noch nicht möglich gewesen.

 

Schröder begann als Jugendliche bei der Feuerwehr

Vor 36 Jahren, also 1982, war es, dass sie sich den Brandschützern anschloss. „Aus einer Laune heraus“, erinnert sie sich – ganz klassisch mit dem Eintritt in die Scheeßeler Jugendfeuerwehr. „In meiner Familie hatte sich bis dato niemand dafür interessiert.“ Auch heute stünde sie in der Verwandtschaft mit ihrer Passion allein auf weiter Flur. Die Kinder, 16 und 19, hätten mit dem Brandschutzwesen nichts am Hut, ebenso wenig ihr Mann.

Als junge Frau zur Feuerwehr, das sei Anfang der Achtziger noch etwas Exotisches gewesen und hätte aus den Reihen der Kameradschaft durchaus den einen oder anderen abfälligen Spruch provoziert. „Männer können anpacken, Frauen nicht“, habe es damals geheißen.

Dass diese verstaubte Ansicht, von der sie sich persönlich nie habe beirren lassen, auch heutzutage noch in vielen Ortswehren Bestand hat, und dies in Zeiten, in denen das im Brandschutzwesen sich engagierende weibliche Geschlecht eigentlich gar nicht mehr explizit hervorgehoben werden soll, nervt die Scheeßelerin ungemein.

Anstatt mehr Frauen einzuladen, werden Ältere im Verband gehalten

„Feuerwehren leiden unter Mitgliederschwund, ganze Ortswehren müssen mitunter aufgelöst werden“, weiß Schröder. „Anstatt aber zur Rettung mehr Frauen einzustellen, wird bei den Mitgliedern lieber die Altersgrenze hochgeschraubt“, habe sie beobachtet.

Sie, die schon seit zwölf Jahren als Frauensprecherin für die Kreisverbände Rotenburg und Bremervörde tätig ist, weiß, wovon sie spricht. „Man blickt ja auch in schöner Regelmäßigkeit über den Tellerrand, tauscht sich mit den Amtsinhaberinnen anderer Landkreise aus – da hört man dann so etwas.“ Dabei sei es vielerorts noch nicht einmal selbstverständlich, überhaupt ein Amt, wie sie es bekleidet, vorzuhalten.

Wie sie selbst zu dem Posten gekommen sei, will ihr Gegenüber wissen. „Unser Kreisbrandmeister wollte unbedingt die Stelle besetzen, also habe ich mich spontan gemeldet.“ Als kreisweit tätige Atemschutzausbilderin sei sie ohnehin schon wie ein bunter Hund bekannt gewesen. „Ja, und so bin ich es dann geworden.“

Mit zehn zu sechs Stimmen setzte sie sich durch

Ganz so einfach wie damals habe sich der Eintritt in ihr zusätzliches Amt als Landessprecherin indes nicht gestaltet, erzählt Schröder. Schließlich galt es, sich Anfang Mai, auf einer Wahlveranstaltung in Dauelsen (Landkreis Verden), zunächst gegen eine hartnäckige Mitbewerberin durchzusetzen.

„Die hat im Unterschied zu mir richtig doll die Werbetrommel für ihre Person gerührt“, blickt Schröder zurück. Am Ende votierte die sich ausschließlich aus Kreisfeuerwehrsprecherinnen zusammensetzende Versammlung mit zehn zu sechs Stimmen für die Scheeßelerin.

Dass ihre neue, zunächst auf sechs Jahre festgelegte Aufgabe mit allerlei Terminen verknüpft sein wird – angefangen von Ausschusssitzungen beim Landesfeuerwehrverband über parlamentarische Abende und Delegiertentagungen bis hin zu Aktionen in anderen Landkreisen: Sabine Schröder nimmt‘s gelassen.

„Ich habe in Hannover ja auch noch eine persönliche Sekretärin sitzen, die für mich jede Menge organisiert und koordiniert“, sagt sie. Ferner stünde ihr mit einer guten Freundin aus Leer ja auch noch eine Stellvertreterin zur Seite. „Wir beiden sind auf einer Wellenlänge, das passt.“

Ihre Vorgängerin war 20 Jahre lang auf dem Posten

Die 49-Jährige, die erst die zweite Frau in dieser Stellung ist, weiß, dass sie in große Fußstapfen getreten ist. Immerhin hatte Karla Weißfinger, welche jetzt aus Altersgründen ausgeschieden war, stolze zwei Dekaden lang das Amt bekleidet. „Sie hat ihren Job schon verdammt gut gemacht“, lobt Schröder.

Frauen weiterhin in der Feuerwehrausbildung fördern, ihnen nach einer Schwangerschaft den Wiedereintritt in die Ortswehren ermöglichen, ohne Wenn und Aber – Dinge, die ihren Worten nach „leider immer noch nicht selbstverständlich sind“ – dafür wolle sie eintreten, sich starkmachen. „Da sind aber vor allem die männlichen Führungskräfte gefragt, das auch mitzutragen.“

Apropos mittragen: Ihr Mann sei nie an sie herangetreten mit der Bitte, sie möge doch einfach mal ein bisschen kürzertreten. „Er hat mich von Anfang als solche kennengelernt, die sich in der Feuerwehr intensiv engagiert.“ Sie selbst verstehe ihr Ehrenamt nicht zuletzt auch als Ausgleich – zum Beruf, zum Muttersein und, ja, auch zum Haushalt.

Quelltext: Lars Warnecke Rotenburger Kreiszeitung

Foto: Lars Warnecke Rotenburger Kreiszeitung

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